Physikalische Urtikaria wie die Kälteurtikaria zeigt sich durch Quaddelbildung mit Jucken und Brennen und/oder Angioödeme nach Kontakt der Haut mit einem physikalischen Stimulus, in diesem Fall Kälte.
Es wird als pseudo-allergische Reaktion bezeichnet und tritt relativ häufig auf (vor allem, aber nicht nur, in kühlerem Klima – in Deutschland leiden ca. 400.000 Patienten darunter). Die Erkrankung kann jeden treffen, in jedem Stadium seines Lebens. Frauen scheinen etwas häufiger betroffen zu sein als Männer. Die Lebensqualität der Betroffenen ist durch die Erkrankung deutlich gemindert.
Dabei ist die reizauslösende Temperatur ganz individuell verschieden; eine für alle Betroffenen geltende Schwellentemperatur gibt es nicht. Bei dem einen tritt schon eine Reaktion beim Setzen auf eine Klobrille mit Raumtemperatur auf, ein anderer bekommt Probleme beim Hantieren in der Küche, z.B. mit Lebensmitteln aus dem Kühlschrank und wieder ein anderer reagiert erst beim Bauen eines Schneemannes. Je höher die reizauslösende Temperatur, desto höher ist selbstverständlich der Leidensdruck des Patienten.
Beispiele für Auslöser im täglichen Leben:
- Kalte Getränke oder Eiscreme
- Hautkontakt mit kalten Oberflächen (z.B. Arme auf einem Metalltisch aufstützen)
- Schwimmen
- Die Verdunstungskälte nach dem Schwitzen
- ungeschützter Aufenthalt im Freien bei kühlen Temperaturen
- und vieles mehr ...
Hier interessante Beiträge zu dem Thema bei Pro7/Galileo (23.06.2016) und Spiegel online (11.03.2019).
Meistens führt das Auftreten zu sehr unangenehmen, aber nicht lebensbedrohenden Symptomen. In Einzelfällen und je nach individueller Schwellentemperatur kann der Kontakt mit Kälte jedoch schwerwiegende Folgen haben (Beispiele):
- Etwas Kaltes zu schlucken (z.B. Eiswürfel), kann Schwellungen im Rachen hervorrufen, die bis zur Erstickung führen können.
- Ein Sprung ins kalte Wasser kann einen anaphylaktischen Schock auslösen, der zur Bewusstlosigkeit/Ertrinken führen kann.
- Verabreichen von Infusionslösungen, die nicht vorher auf Körpertemperatur angewärmt wurden, kann zu extremer Histamin Ausschüttung führen. Ein Anästhesist sollte in jedem Fall vor der Narkose über das Vorliegen einer Kälteurtikaria informiert werden.